Der heilige Hieronymus in der Kunst

Einladung zum öffentlichen Vortrag am
Dienstag, 29. April 2025, um 19.00 Uhr
in der Aula der Theologischen Hochschule Chur
Alte Schanfiggerstrasse 7, 7000 Chur

Hieronymus war nicht nur einer der größten Gelehrten der Spätantike, er war auch ein großer Reisender. Von Trier bis nach Syrien bereiste er den gesamten Mittelmeerraum, griff geistige Impulse auf und spann ein intellektuelles Netzwerk. Rom und sein Dienst beim römischen Bischof Damasus sollten einen Nukleus seines Schaffens bilden. In Rom scharte er einen Kreis ebenso wohlhabender wie gelehrter, asketisch lebender Patrizierinnen um sich. Zahlreiche, von Hieronymus an sie verfasste Briefe zeugen von der Intensität dieser geistigen Freundschaften. Letztlich wurden Hieronymus diese Beziehungen in Rom zum Verhängnis. Fluchtartig verließ er mit seinem Gefolge die Stadt, um sich in Palästina niederzulassen, wo er in Bethlehem schließlich die Bibel und andere Texte ins Lateinische übersetzte.

Welche Etappen dieses bewegten Lebens sind bildwürdig geworden? Wie und in welchen Kontexten wurde Hieronymus in der Kunst dargestellt? Bekannt ist der Stich Albrecht Dürers «Hieronymus im Gehäus». Die Darstellung des Heiligen im Studierzimmer war zwar in der frühen Neuzeit beliebt, ist aber beileibe nicht das einzige Bildmotiv. Anhand von Zeugnissen der Buchmalerei sollen auch andere, weniger geläufige Motive vorgestellt werden, wie etwa Hieronymus im Kreise der Frauen oder Hieronymus in Frauenkleidern eine Szene, die auf einer Intrige beruht – sowie die Löwenepisode, um nur einige zu nennen. Die Vielfalt des Heiligen und seines Lebens spiegelt sich in originellen Bildschöpfungen durch das gesamte Mittelalter bis in die frühe Neuzeit.

Frau PD Dr. Gia Toussaint und der Vorstand des Vulgata Vereines in Chur freuen sich auf zahlreiche Zuhörer und wünschen Ihnen einen spannenden Abend!

Die Vulgata und die lateinische Bibel in San Diego, Kalifornien

Auch in diesem Jahr fand die «Vulgate and Latin Bible Program Unit» im Rahmen der Jahrestagung der Society for Biblical Literature 2024 statt, die vom 23. bis 26. November in San Diego, Kalifornien, veranstaltet wurde. Organisiert von Michael Fieger und Reinhart Ceulemans, widmet sich diese Programmeinheit der Erforschung der lateinischen Bibel, insbesondere der Vulgata und der altlateinischen Tradition. Das Spektrum reicht von der Textgeschichte der lateinischen Bibel über Übersetzungs- und Rezeptionsstudien sowie Patristik bis hin zu modernen exegetisch-theologischen Ansätzen. Die Einheit begrüßt ausdrücklich Beiträge aus benachbarten Disziplinen, die sich gelegentlich mit Aspekten der Vulgata und der lateinischen Bibel befassen.

Neun spannende Beiträge wurden während der Sitzungen präsentiert, die sich auf zwei Hauptthemen konzentrierten: „Rezeption der Vulgata: In Manuskripten und darüber hinaus“ sowie „Übersetzung und Text: Lateinische, hebräische und griechische Fassungen“.

Die Vorträge umfassten folgende Themen:

Alec Fisher, University of Birmingham
Der lateinische Text des Codex Boernerianus: Eine Konvergenz von Traditionen

Tilke Nelis, Katholieke Universiteit Leuven
Hilfe für Schreiber und Leser: Die Verwendung von Sinnzeilen im Codex Laudianus

Daniel Motley, Shepherds Theological Seminary
Nomina sacra und die gegenseitige Beeinflussung von Kopiergewohnheiten in karolingischen lateinischen Handschriften

Lucas Brum Teixeira, Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Imposuit itaque abræ suæ…, et caseum“ (Jdt 10:5 Vg): Rezeption und Auswirkungen einer einzigartigen lateinischen Judith-Lesart im Judentum des Mittelalters

Maxime Maleux, Katholieke Universiteit Leuven
Ein Lorbeerbaum im Alten Testament? Wie die Philologie der Renaissance-Hebraisten die Übersetzungen der Hebräischen Bibel prägte

Michael Fieger, Theologische Hochschule Chur / Schweiz
Die Beziehung zwischen Jonathan und David aus der Perspektive der Vulgata

Martijn Jaspers, Katholieke Universiteit Leuven
Jeromes Umgang mit den griechischen Nebenfassungen neu betrachtet: Das vierte Buch des Psalters (Psalmen 89[90]–105[106]) iuxta Hebraeos als Fallstudie

Simone M. Rickerby, Unabhängige Wissenschaftlerin
Götzen und Simulacra in Jeromes Übersetzung von Ezechiel

Oliver W. E. Norris, University of Birmingham
Ambrosiaster und die lateinische Texttradition von Paulus’ Brief an die Galater

Diese Diskussionen warfen neues Licht auf die historische und textliche Komplexität der Vulgata und betonten ihre Bedeutung für die biblische Wissenschaft in verschiedenen sprachlichen und kulturellen Kontexten.

Die Beiträge dieses Programms werden in einer Sonderausgabe unserer Zeitschrift Vulgata in Dialogue veröffentlicht.