Vortrag von Dr. Bernhard Schrammek

9. April 2024, Theologische Hochschule Chur

„Meine Seele preist die Größe des Herrn…“

Magnificat-Vertonungen aus dem 17. und 18. Jahrhundert

Zweifellos handelt es sich beim Magnificat um einen der populärsten und daher auch am häufigsten vertonten Abschnitte der Vulgata. In diesem bekannten Text aus dem LukasEvangelium preist Maria in begeisterten Worten die Allmacht und Barmherzigkeit Gottes.

Seit frühchristlicher Zeit gehört das Magnificat zum festen Gebetskanon des Christentums.

Wurde es in der byzantinischen Tradition ursprünglich am Morgen gesungen, bestimmte der Heilige Benedikt von Nursia das Magnificat für die abendliche Gebetszeit. Seit dieser Zeit stellt das Magnificat in der lateinischen Kirche den feierlichen Abschluss der Vesper dar. Es darf davon ausgegangen werden, dass dieses Canticum von Anfang an nicht gesprochen, sondern gesungen wurde. Bis ins 14. Jahrhundert hinein geschah dies ausschließlich einstimmig, seit der Renaissancezeit entstanden unzählige mehrstimmige Vertonungen, jeweils im Geschmack der Zeit und in unterschiedlichsten Besetzungen.

Im 17. und 18. Jahrhundert, als sich die Vesper zum Ort der traditionell feierlichsten Kirchenmusik entwickelte, entstanden viele Magnificat-Vertonungen, die mit Hilfe barocker Affektgestaltung die Aussagen des Textes musikalisch verdeutlichen. Im Vortrag werden unter anderem Kompositionen von Claudio Monteverdi, Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach vergleichend vorgestellt.

Vulgata beim Treffen von SBL

Vom 18. bis 21. November 2023 fand in San Antonio, Texas, das jährliche Treffen der «Society of Biblical Literature» (SBL) statt. Diese Konferenz ist die größte ihrer Art und gilt als eine der bedeutendsten Veranstaltungen für amerikanische und internationale Forscherinnen und Forscher, die sich mit der Erforschung der (Geschichte der) Bibel befassen.
Erstmals wurde bei diesem Treffen der SBL ein «Program Unit» zum Thema ‹Vulgate and the Latin Bible› organisiert. Acht Referenten reisten nach San Antonio, um ihre Forschung zur lateinischen Bibel zu präsentieren. Folgende Referenten und Themen standen auf dem Programm:

  • Prof. Dr. Andrew Cain (University of Colorado – Boulder, USA): «Die Vetus Latina und Hieronymus’ textuelle Kritik der Paulinischen Briefe»
  • Dr. Anna Persig (Katholieke Universiteit Leuven, Belgien): «Ein wiederentdecktes spanisches Vulgata-Manuskript: Der Text von 1. Korinther in MS 7-2-41»
  • Michał Jan Marszałek (Katholieke Universiteit Leuven, Belgien): «Augustins Text von 1. Korinther und seine Beziehung zu den Freisinger Fragmenten: Einige Beobachtungen»
  • Dr. Matthias Geigenfeind (Universität Regensburg, Deutschland): «Der Hebräerbrief in der Vetus Latina: Der Stand der Forschung, Vorüberlegungen und potenzielle Verwendung in der Editio Critica Maior»
  • Dr. Dionisio Candido (Universität Salzburg, Österreich): «Wer besiegte die Schlange? Textkritische und theologische Beobachtungen zu Vulgata Gen. 3:15»
  • Prof. Dr. Matthew Kraus (University of Cincinnati, USA): «Am Rande von Vulgata Leviticus»
  • Prof. Dr. Michael Graves (Wheaton College, USA): «Die Rezeption von Vulgata Ps 39:7-9 (Heb 40: 7-9) unter lateinischen christlichen Hebraisten»
  • Prof. Dr. Reinhart Ceulemans (Katholieke Universiteit Leuven, Belgien): «Die hexametrischen Psalter-Metaphrasen von Olympia Fulvia Morata (1558): Lateinische Versionen und Tradition»

Die Vorträge waren von hoher Qualität, und die Referenten wurden eingeladen, ihre Forschung für die Veröffentlichung in der Open-Access-Zeitschrift «Vulgata in Dialogue» einzureichen. Die «Program Unit» ‹Vulgate and Latin Bible› ist für die nächsten zwei Sitzungen des SBL Annual Meeting geplant: vom 23. bis 26. November 2024 in San Diego (Kalifornien) und vom 22. bis 25. November 2025 in Boston (Massachusetts). Wir laden Referentinnen und Referenten ein, auch für diese Sitzungen Themen zur lateinischen Bibel vorzuschlagen. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der SBL: https://sbl-site.org/meetings/AnnualMeeting.aspx.

Martijn Jaspers